Nach über einem Jahr Coaching im Rahmen des Migros Storylab Double geht das Projekt  "Ein koreanischer Freund" von Stefan Staub und Sean Wirz jetzt weiter auf seine grosse Entstehungsreise. Hier das Abschlussgespräch zum Projekt.
Stefan & Sean:
Unser Serienstoff erzählt die wahre, aber fast unglaubliche Geschichte zweier Freunde, die einen komplett unterschiedlichen Lebensweg eingeschlagen haben und sich nach vielen Jahren als Erwachsene wieder begegnen.
In Zusammenarbeit mit Marc Lutz wollten wir ein förderfähiges
Konzept sowie ein Treatment für ein episodisches Serienformat entwickeln.
Was waren die Erwartungen an das Mentorat?
Marc Lutz: Ich begann erstmal mit den Fragen, die ich immer stelle, um das Mentoring strategisch vorzubereiten: Wo kommt das Projekt her und in welchem Entwicklungsstadium befindet es sich? In welchem Stadium befinden sich die Macher und wie geht es ihnen mit dem Projekt? Was sind die Ziele der Macher mit dem Projekt? Welche Zuschauergruppen, Rezipienten oder Communities wollen sie erreichen und ist das realistisch? Und decken sich meine Einschätzungen, meine Projektanalyse, mit denen der Macher? Sobald wir diese Fragen geklärt und eine gemeinsame «Sprache» gefunden haten, legten wir los.

Sean: Ich tat mich lange schwer damit, den emotionalen Kern unserer Geschichte zu erkennen. Da der Stoff auf wahren Begebenheiten basiert, hätte man sich denken können, dass die Antwort in der Erzählung der Zeitzeugen steckt. Doch dort fand ich sie nicht. Marc hat uns dann aber früh darauf aufmerksam gemacht, dass unser Stoff eine universelle Geschichte über eine Freundschaft jenseits von Gut und Böse sein könnte – unabhängig von der «wahren» Geschichte. Da ging bei mir der Knopf auf.

Stefan: Ich hatte mir erhofft, im Mentorat einen Raum zu finden, um mit der Story und der Welt der Story zu experimentieren und mir so über das Format klar zu werden, in dem ich unsere Geschichte erzählen möchte. Eignet sich der Stoff eher für einen Spielfilm oder gibt er doch genügend her für eine Mini-Serie?

Wie sah der Arbeitsprozess aus?
Sean: Ich finde, eigentlich haben wir sehr klassisch gearbeitet: Basierend auf dem aktuellen Stand des Stoffes, haben wir eine mündliche Besprechung gemacht. Immer vor Ort, da wir Online-Sitzungen als weniger produktiv empfanden.

Basierend auf den Erkenntnissen der Besprechung, haben wir dann den Stoff weiterentwickelt. Aufgefallen ist mir dabei, dass Marc immer sehr vorsichtig mit seinen Rückmeldungen war. Er verharrte nie auf seinen eigenen Standpunkten, scheute sich aber nicht, uns wiederholt auf die Stärken unseres Stoffs aufmerksam zu machen. Wir entschieden uns: dieser Stoff braucht einen internationalen Streamer.

Marc Lutz: Wir haben uns regelmässig für eine vordefinierte Zeit - meist etwa zwei Stunden - getroffen, in denen wir konzentriert am Projekt und Entwicklungsprozess gearbeitet haben. Für mich ist beim Mentoring besonders wichtig, meine persönliche Meinung und meinen Geschmack weitgehend auszublenden und zu schauen, was das Projektteam möchte, was das Projekt benötigt und wo noch Schwächen oder offene Fragen erkennbar sind. Daher besteht mein Prozess in der Regel aus Nachfragen oder dem Versuch, die vielleicht noch unklaren Fragmente vereinfacht oder konzentriert zu feedbacken. Das Projektteam kann dann sehen, ob mein Feedback zu mehr Klarheit führt.

Stefan: Wir entschieden uns, als erstes ein kurzes Pitchpapier und ein ausführliches Exposé für eine Mini-Serie zu verfassen, mit dem wir anschliessend an mögliche Produzent:innen herantreten würden. Am Ende entwickelte sich aus unserem Exposé ein erstes Treatment, das angenehm zu lesen war und einen guten Eindruck über den möglichen erzählerischen Bogen gab. Ende 2023. waren wir dann bereit, unsere Texte an Produzent:innen zu schicken und zu schauen, ob sie auf Interesse stossen würden. Bei dieser Suche hat uns Marc weiterhin begleitet.

Was habt Ihr geschafft?
Sean: Unser Ziel war es, eine Produktionsfirma zu finden, die das Potential des Stoffs erkennt und den Weg hin zur Kontaktaufnahme mit Streamern mit uns gehen will. Und das haben wir geschafft!

Stefan: Ich denke auch, wir haben im Prozess gelernt, trotz Widerständen und Rückschlägen hinter unseren Ideen zu stehen und an unser Projekt zu glauben.

Was nehmt Ihr mit?
Sean: Ich denke, wir brauchten die Hartnäckigkeit von Marc, uns davon zu überzeugen, dass wir wirklich eine besondere Geschichte in unseren Händen haben, die ein internationales Streamingpublikum erreichen kann. Die Klarheit darüber, wo wir unseren Stoff platzieren wollen, hat uns entscheiden geholfen, eine Produktionsfirma zu finden. Über diese Hartnäckigkeit bin ich sehr dankbar. Sie hat nicht nur unsere Geschichte, sondern auch meine Motivation Drehbücher zu schreiben, beflügelt.

Stefan: Ich bin sehr dankbar für den offenen und ausgesprochen motivierenden Austausch, den wir mit Marc hatten. Er hat uns darin bestätigt, dass wir einen Stoff haben, an den es sich zu glauben lohnt. Er hat dort nachgehakt, wo er Schwachstellen sah und dort unsere Zweifel zerstreut, wo wir vielleicht zu wenig mutig waren. Es war ein tolles Abenteuer, das ich jederzeit wieder antreten würde.

Marc Lutz: Die Zusammenarbeit mit Sean und Stefan hat mich darin bestätigt, wie wichtig es ist, so wenig wie möglich zu sagen, aber das dafür präzise und einfach. Es war ein wunderbarer Prozess für zwei tolle Menschen und talentierte Autoren,
und ich würde mich sehr freuen, wenn diese Geschichte bald das Licht der Erzählwelt erblicken darf.

Sean Wirz, Stefan Staub und Marc Lutz
Zürich, September 2024, Alle Rechte vorbehalten.
Diese Arbeit entstand im Rahmen der Mentorats- und Coachingplattform double des Migros-Kulturprozent.
www.double-mentoring.ch
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